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Wie pflege ich meine Strickstücke?

Wie pflege ich meine Strickstücke?

Wer viel Zeit und Mühe in ein Strickprojekt gesteckt hat, möchte natürlich auch, dass das fertige Stück möglichst lange tragbar und schön bleibt. Dafür ist die richtige Pflege entscheidend, und dazu geben wir euch hier einige Hinweise.

Die erste Wäsche
Die erste Wäsche eines fertigen Strickstücks steht direkt nach dem Abketten und Vernähen der Fäden an - na gut, nein, zunächst dürft ihr euren neuen Pulli (oder, oder, oder) natürlich schon mal anziehen, damit vor dem Spiegel auf und ab spazieren und ein paar Selfies machen. Aber dann, ok? 

Das ist wichtig, denn das Maschenbild entspannt sich bei diesem ersten Bad deutlich und euer Garn kann "aufblühen". Dieser Effekt ist besonders bei rustikaleren, reinen Wollgarnen deutlich zu sehen, aber jedes Strickstück verändert sich in der ersten Wäsche. Bündchen, die sich nach dem Abketten noch nach oben klappen wollen liegen dann plötzlich glatt, Zopf- und Lacemuster kommen erst so richtig schön zur Geltung. Wolle geht bei der ersten Wäsche außerdem oft noch ein wenig in die Breite, Baumwolle und Leinen etwas in die Länge, deswegen hast du ja auch deine Maschenprobe gewaschen. Den Schritt sollte man also wirklich nicht überspringen.

Das fertige Stück muss eigentlich nur kurz gebadet werden, denn es ist ja nicht verschmutzt. Füllt also euer Waschbecken oder eine passende Schüssel mit Wasser. Wie warm oder kalt das Wasser sein sollte entnehmt ihr am besten der Empfehlung auf dem Garnetikett - normalerweise ist hier lauwarm eine sichere Bank, aber es gibt auch Garne, die besser nur in kaltem Wasser gewaschen werden sollten. Ein Etikett aufzubewahren lohnt sich also. 
Ins Wasser gebt ihr dann einen kleinen Schuss Wollwaschmittel: Wir empfehlen Eucalan. Eucalan enthält Lanolin, muss nicht ausgewaschen werden und ist sehr ergiebig. 1 Teelöffel reicht völlig aus für eine große Schüssel Wasser.
Dann gebt ihr euer Strickstück in das Bad und lasst es etwa 10 Minuten einweichen. 
Wenn ihr Eucalan verwendet müsst ihr euer Strickstück nicht auswaschen. Verwendet ihr ein anderes Wollwaschmittel: die Schüssel ausleeren und erneut mit klarem, lauwarmem Wasser füllen, das Stück wieder hineinlegen und vorsichtig hin und her bewegen. Wolle sollte nie unter fließendes Wasser gehalten werden - das kann filzen!

Danach könnt ihr das Strickstück mit beiden Händen behutsam herausheben, damit es sich nicht stark verzieht - Strick ist nass ganz besonders "dehnbar", aber das wollen wir nicht überstrapazieren. Also vorsichtig ausdrücken ohne zu ziehen oder zu wringen!
Wenn ein großer Teil Wasser herausgedrückt wurde, kannst du dein Strickstück auf ein sauberes Badehandtuch legen, wie einen Burrito einrollen und dann auf dem Handtuchburrito etwas herumdrücken oder dich sogar daraufstellen. Das holt auch noch einmal ordentlich Wasser heraus, ohne das Stück zu strapazieren.

Danach könnt ihr euer Werk liegend an der Luft trocknen lassen. Bitte nicht aufhängen, da es sonst ausleiert. Manche Strickstücke sollten nach dem Waschen gespannt werden, um entweder bestimmte Maße oder eine bestimmte Passform zu erzielen oder um das Muster hervorzubringen (z.B. bei Lacemustern). Ob dies nötig ist, sollte in eurer Anleitung vermerkt sein.
Ansonsten könnt ihr das Stück auf einem trockenen Handtuch auf dem Boden oder flach oben auf dem Wäscheständer liegend trocknen lassen.


Pflege über das erste Waschen hinaus
Reine Wolle ist von Natur aus antibakteriell und geruchabweisend und muss daher nur sehr selten gewaschen werden (und wenig waschen ist auch besser für die Faser). Oft reicht es völlig aus, einen Pullover nur 1x pro Saison zu Waschen, am besten im Frühjahr, bevor er für den Sommer mottensicher im Schrank verstaut wird. Wirklich wahr! 
Ich bekomme oft schiefe Blicke wenn ich das im Laden erzähle, und es erscheint im ersten Moment ja wirklich sehr wenig, aber Wolle nimmt so gut wie keine Gerüche auf und ist schmutzabweisend. Meist ist es völlig ausreichend, einen getragenen Wollpullover ein paar Stunden an die Luft zu hängen bzw. zwischen dem Tragen immer mal einen Tag auszulüften. Gegen Verkrumpelung und Falten hilft es, den trockenen Pullover z.B. während des Duschens im Bad flach hinzulegen - der warme Dampf in der Luft glättet ihn dann.

Falls es aber doch zu Verschmutzungen kommt, oder eben spätestens zu Beginn des Frühlings, können Strickstücke natürlich auch gewaschen werden. Von Hand funktioniert das im wesentlichen so, wie bei der ersten Wäsche auch (siehe oben). 
Solltet ihr mit Superwash-Garn (diese Garne werden mit einer dünnen Schicht Kunstharz ummantelt um Verfilzen zu verhindern) gestrickt haben, könnt ihr euer Teil auch in der Maschine waschen. Auf jedem Garnetikett sollten die jeweiligen Pflegehinweise angegeben sein, an die ihr euch halten könnt
Ich persönlich würde nichts anbrennen lassen und Handgestricktes immer entweder von Hand oder (bei Superwash-Garnen) im Handwaschgang der Maschine bei möglichst niedriger Schleuderzahl waschen. Jede Waschmaschine ist aber verschieden - ihr wisst selbst am besten, wie zuverlässig eure ist.

Auch maschinengewaschene Stücke sollten, wie immer, liegend getrocknet werden. Danach können sie gefaltet in den Schrank gelegt werden. Aufhängen ist nicht empfehlenswert, da handgestrickte Stücke immer ein gewisses Gewicht mitbringen, und durch langes Hängen ausleiern können. 


Mottensichere Aufbewahrung
Das Waschen im Frühjahr, direkt bevor man die Winterkleidung für den Sommer verstaut, ist besonders wichtig, da Kleidermotten Körpergeruch anziehend finden. Ein frisch gewaschener Pullover wird sie schon weniger reizen als ein getragener. 
Dennoch sollte man keine Risiken eingehen und immer noch ein Lavendelsäckchen oder Zedernholzstücke zu den handgestrickten Teilen legen. Wer in einer Altbauwohnung (oder einer anderen Wohnung mit Holzdielen o.ä.) wohnt, kann auch überlegen, die kostbaren Stücke über den Sommer in Ziplock-Tüten zu verstauen. Sieht weniger schön aus als einfach so offen im Schrank, aber wem einmal ein Lieblingsstück angenagt wurde, der geht vermutlich (wie ich) doch lieber auf Nummer sicher... 

Pilling
Es wird häufig angenommen, dass Pilling (die Bildung von kleinen Knubbeln oder Knötchen, vor allem an Stellen mit viel Reibung, z.B. unter den Achseln) ein Zeichen minderer Faserqualität sei. Das stimmt so allerdings nicht - Pilling ist eine normale Fasereigenschaft von Wolle. Manche Garne pillen stärker und andere weniger, und auch bei ein und demselben Garn kann es Schwankungen geben, sodass eine Charge mal mehr und die nächste wieder weniger pillt. Wolle ist nun mal ein Naturprodukt.

Sind Knötchen entstanden, können diese entweder mit der Hand abgezupft oder mit speziellen Wollbürsten, Kämmen oder Fusselrasierern entfernt werden. Vor allem beim Rasieren ist allerdings Vorsicht geboten, da es passieren kann, Löcher in das Gestrick zu rasieren, besonders bei sehr feinen Garnen. Also bitte immer bei guter Beleuchtung, langsam und mit wenig Druck arbeiten. 

 

Wenn ihr diese Hinweise beachtet, solltet ihr lange Freude mit euren Strickstücken haben! :)

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