Wie viel Garn benötige ich, um einen Pullover zu stricken?
"Wieviele Knäule Wolle brauche ich für einen Pullover?" ist ganz sicher eine der Fragen, die uns im Laden am häufigsten gestellt wird. Gerade für Anfänger*innen ist es natürlich schwierig, sich ein Bild davon zu machen, wieviel Material so ein Pulli überhaupt "frisst". Und auch für erfahrene Stricker*innen ist diese Frage nicht so einfach zu beantworten. Ich muss also heute ein bisschen ausholen! :D
Vorweg: Wir empfehlen grundsätzlich, lieber ein Knäuel mehr zu kaufen, als ihr vermutet zu brauchen! Wir versuchen nicht, euch etwas anzudrehen was ihr nicht braucht, aber die Erfahrung hat uns einfach gelehrt, dass sich diese Vorsichtsmaßnahme oft auszahlt (ich komme später noch einmal darauf zurück, warum). Mit einem Reserveknäuel in der Hinterhand strickt es sich einfach viel entspannter!
Aus diesem Grund bieten wir euch eine großzügige Umtauschfrist von 6 Monaten. Innerhalb dieser Zeit könnt ihr unangebrochene Knäule oder ungewickelte Stränge, die sich im Originalzustand befinden, gegen Vorlage des Kassenbons gegen andere Ware oder Store Credit (Guthaben bei uns im Laden) umtauschen. Auch im Online Shop.
Wie viel Garn wird denn aber nun benötigt? Zur Klärung dieser Frage müssen ganz viele Faktoren beachtet werden:
- Welche Größe wird gestrickt?
- Welche Passform soll der Pullover haben - eng anliegend? eher locker? super kastig und oversize? mit kurzem Arm oder extra lang?
- Wird im Patent- oder Zopfmuster gestrickt (beide Techniken haben einen deutlich höheren Garnverbrauch)?
Und dann natürlich: aus welchem Garn und auf welcher Nadelstärke?
Am besten ist es, wenn ihr vorab auf Ravelry oder in Magazinen nach einer Anleitung sucht, die euren Vorstellungen entspricht. Hier ist der Blogpost in dem ich erkläre, wie ihr möglichst gezielt und effizient auf Ravelry suchen könnt.
In der Anleitung hat nämlich jemand anderes die Errechnung der Garnmengen je Größe bereits für euch übernommen. Ich zeige das mal anhand des beliebten No Frills Sweaters von PetiteKnit:
Zunächst nehmt ihr euren Brustumfang und ermittelt damit eure Größe. Der No Frills Pulli sitzt eher locker, angegeben sind ca. 11 cm "positive ease", also Bewegungsspielraum. Das heißt auf euren Brustumfang von z.B. 98 cm schlagt ihr 11 cm drauf = 109 cm. Die Größe M hat einen Brustumfang von 108 cm - fast Punktlandung, die nehmen wir also. (Achtung, auch hier bleibt euch natürlich stets die Wahl. Wenn ihr einen enger anliegenden Pulli stricken wollt, wählt die Größe S, für einen super lockeren Oversizepulli die L und so weiter, ist ja klar!)
Und jetzt müsst ihr eigentlich nur noch ablesen: M ist die dritte angegebene Größe, ihr braucht also 300g eures Hauptgarns (z.B. Sunday von Sandnes) und dazu 150g des Beilaufgarns (Tilia von Filcolana). Fertig!
Das wäre der einfachste und sicherste Weg. Jede Anleitung auf Ravelry gibt Auskunft über die jeweilige benötigte Garnmenge, und wenn ihr entweder das Originalgarn verwendet oder eine möglichst passende Garnalternative wählt (hier ist der Blogpost in dem ich erkläre, wie das funktioniert) seid ihr auf der sicheren Seite und könnt sofort losstricken.
Stellen wir uns aber vor ihr steht im Wollladen und habt ein tolles Garn entdeckt, aus dem ihr unbedingt einen Pullover stricken wollt, ihr wisst aber einfach noch nicht welchen oder wollt freestyle drauf los stricken. Was dann?
Eine Möglichkeit ist es, das entsprechende Garn bei Ravelry herauszusuchen und sich an Anleitungen zu orientieren, die für dieses Garn geschrieben wurden, denn dann habt ihr bereits einen guten Anhaltspunkt.
Eine weitere Möglichkeit ist der Knitting Calculator von Jimmy Beans.
Hier benötigt ihr eine (ungefähre) Maschenprobe, aber meistens findet ihr die ja auf dem Garnlabel, oder ihr fragt uns einfach. Ausgefüllt sieht das ganze dann zum Beispiel so aus:
Ich habe die Tabelle mal für meine Größe ausgefüllt und angenommen, dass ich mit einem DK-Garn stricken will, denn das ist eine beliebte Garnstärke. Jimmy Beans rät mir, ca. 1600 Meter DK-Garn für mein Projekt einzukaufen. Das deckt sich mit meiner Erfahrung, ich kalkuliere für mich immer mit 1200-1600m für einen Pulli, je nach Stärke/Muster usw.
Auch hier seht ihr wieder die Empfehlung, lieber mehr Garn einzukaufen, als empfohlen ist. Das liegt daran, dass allen Wollverkäufer*innen das Problem der abweichenden Partie oder das der vorübergehend nicht lieferbaren Farbe schmerzlich vertraut ist. Sollte eure Maschenprobe auch nur minimal abweichen und die Garnmenge in eurer Anleitung war knapp kalkuliert, kann es passieren, dass euer Garn nicht komplett ausreicht. Wenn ihr dann nach mehreren Wochen oder Monaten versucht etwas nachzukaufen, ist es nicht unwahrscheinlich, dass wir inzwischen eine neue Farbpartie (also eine Färbung aus einem neuen Färbebad) im Regal liegen haben. Oft ist zwischen den Partien kein Unterschied erkennbar, häufig aber leider eben doch. Um dir und uns diesen Ärger und Frust zu ersparen: nimm ein Knäuel mehr, ok? :)